Humorvoll und kreativ im Einsatz für Mittelfranken: Ekkehard Doll

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Ekkehard Doll ist etwa 30 Jahre lang die treibende Kraft hinter der Entwicklung des Bezirksverbands Mittelfranken des Paritätischen in Bayern. Über viele Jahre liegt sein Fokus auf der Hilfe für Aussiedler*innen. Dann macht er den Bezirksverband zu einem wichtigen Anbieter vielseitiger Kinderbetreuung im Raum Nürnberg.

Aus Bayern nach Berlin

Ekkehard Doll 1997 in der Geschäftsstelle des Bezirksverbands Mittelfranken des Paritätischen in Bayern.

[Geburtsdatum und -ort werden nachgetragen] Zum Studium geht Ekkehard Doll nach Bochum, an die Höhere Fachschule für Sozialarbeit. Das ist eine evangelische Hochschule. Hier wird er seine zukünftige Ehefrau Brigitte kennenlernen. Die studiert auch an einer evangelischen Hochschule, aber in Berlin, in einem reinen Frauenkurs. Der kommt für ein Wochenende nach Bochum, um sich mit dem Kurs auszutauschen, den Ekkehard Doll besucht. Der besteht wiederum nur aus jungen Männern. Ekkehard Doll wird sich noch Jahrzehnte später daran erinnern, dass bei dieser Gelegenheit „heiß diskutiert“ wurde.[1]

Nach dem theoretischen Teil seines Studiums steht für Ekkehard Doll eine Praktikumsphase an. Er entscheidet sich, dafür nach Berlin zu ziehen – zu Brigitte. In Berlin-Zehlendorf macht er ein sechsmonatiges Praktikum in der Jugendgerichtshilfe. Es ist das Jahr 1967, viele junge Menschen gehen in Berlin und der gesamten Bundesrepublik auf die Straße. Dazu gehört auch Peter Brandt, dessen Vater der frühere Westberliner Bürgermeister und Außenminister Willy Brandt ist. An einem der Gerichtsverfahren gegen Peter Brandt ist Ekkehard Doll im Rahmen der Jugendgerichtshilfe beteiligt. Er muss einen Bericht über den jungen Aktivisten schreiben.[2]

Aussiedlerarbeit in Mittelfranken

Die Studentenproteste und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit machen sich auch auf andere Weise bemerkbar: Viele Menschen werden aktiv und schließen sich zu Selbsthilfeorganisationen zusammen. Das prägt auch den Paritätischen in Bayern. Der Verband wächst und muss seine Strukturen anpassen. Die erste Kreisgruppe des Verbands wird Mitte der 1960er Jahre um die Pädagogin Betty Geiling in Würzburg gegründet. Mittelfranken bekommt 1972 eine eigene Kreisgruppe. Vier Jahre später wird Ekkehard Doll ihr Geschäftsführer.[3] Er wird später sagen: Es ist den Selbsthilfegruppen zu verdanken, dass in Mittelfranken eine eigene Kreisgruppe des Paritätischen in Bayern entstanden ist.[4]

In den Jahren nach seinem Studium hat Ekkehard Doll angefangen, mit sogenannten Aussiedler*innen zu arbeiten.[5] Dieser Schwerpunkt macht sich jetzt auch in Mittelfranken bemerkbar: Direkt nach seinem Einstieg als Geschäftsführer der Kreisgruppe werden in Nürnberg mehrere Maßnahmen zur Integration von Aussiedler*innen eingeführt.[6] Die Aussiedler*innen sind Menschen, die erst mit Verzögerung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in die Bundesrepublik umsiedeln. Ekkehard Doll wird sich über viele Jahre sehr für sie einsetzen und selbst viele Seminare für Aussiedler*innen leiten – gemeinsam mit Brigitte. Die beiden sind mittlerweile verheiratet. Ihre Mission: „Die Aussiedler sollen in der Bundesrepublik Fuß fassen können und eine Arbeit bekommen, der sie gewachsen sind. Dazu gehört neben versicherungsrechtlichen Fragen auch der Deutschunterricht und die Einführung in das Geldwesen“, erklärt Ekkehard Doll.[7]


1977 stellt der Paritätische in Bayern seine Arbeit mit Spätaussiedler*innen in der bundesweiten Verbandszeitung vor. Neben Ekkehard Doll ist es Betty Geiling in Würzburg, die sich sehr für dieses Thema einsetzt.


Geschäftsführer mit Weitsicht

Als Geschäftsführer der Kreisgruppe Mittelfranken des Paritätischen in Bayern hat Ekkehard Doll auch die Finanzen immer im Blick. Er ist bekannt für seinen Humor – auch über die Verbandsgrenzen hinaus.[8] Aber wenn es sein muss, kann Ekkehard Doll auch anders. Später wird er sich erinnern: „Bei einem Verein – ich weiß nicht mehr, wie er heißt – bin ich sehr krass aufgetreten. Die haben Gelder veruntreut. Das wurde auch öffentlich. Schon im Interesse aller anderen Mitgliedsorganisationen, wollte ich das nicht unterstützen. Die haben sich dann aufgelöst.“[9]

1990 beendet der Kreisverband Mittelfranken seine Seminare für Aussiedler*innen. Es gibt in der Region nicht mehr genug Bedarf. Seit 1976 hat der Verband 98 Seminare mit insgesamt etwa 4000 Teilnehmenden organisiert.[10] Ekkehard Doll beschäftigt sich weiter mit dem Thema, geht aber auch dazu über, dem Kreisverband einen neuen Schwerpunkt zu geben: Kinderbetreuung. In den 1990er Jahren entstehen in Mittelfranken viele Kindergärten und -tagesstätten unter Trägerschaft des Paritätischen in Bayern.[11] Sie werden später zu einem der Ausgangspunkte der Gemeinnützigen Paritätischen Kindertagesbetreuung GmbH in Nord- und Südbayern. So bereitet Ekkehard Doll den Verband in Mittelfranken durch seine Arbeit auf die Zukunft als Anbieter sozialer Dienstleistungen vor. In den 2000er Jahren, der Zeit der Umstrukturierung des Paritätischen in Bayern, geht Ekkehard Doll in den Ruhestand. Sein Kreisverband, der mittlerweile Bezirksverband Mittelfranken heißt, hat ihm viel zu verdanken.

Quellen und Literatur

Quellen:

  • Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern Bezirksverband Mittelfranken (Hg.): 25 Jahre Arbeit, S. 24 [Genaue Angabe folgt].
  • O. A.: Seminare für Eingliederung von Spätaussiedlergruppen, in: parität aktuell (1988) Nr. 2, o. S.
  • Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022.
  • Zeitzeugengespräch mit Wilfried Mück am 21. März 2024.


Literatur:

  • Schivelbusch, Wolfgang: Urteil des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten gegen Peter Brandt. In: Kritische Justiz, Bd. 1, Nr. 1 (1968), S. 68–73.


Einzelnachweise

  1. Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022.
  2. Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022. Das Verfahren ist teilweise dokumentiert in: Schivelbusch, Wolfgang: Urteil des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten gegen Peter Brandt. In: Kritische Justiz, Bd. 1, Nr. 1 (1968), S. 68–73.
  3. Vgl. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern Bezirksverband Mittelfranken (Hg.): 25 Jahre Arbeit, S. 24.
  4. Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022.
  5. Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022.
  6. Vgl. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern Bezirksverband Mittelfranken (Hg.): 25 Jahre Arbeit, S. 24.
  7. O. A.: Seminare für Eingliederung von Spätaussiedlergruppen, in: parität aktuell (1988) Nr. 2, o. S.
  8. Zeitzeugengespräch mit Wilfried Mück am 21. März 2024.
  9. Zeitzeugengespräch mit Ekkehard Doll am 8. März 2022.
  10. Vgl. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern Bezirksverband Mittelfranken (Hg.): 25 Jahre Arbeit, S. 26.
  11. Vgl. ebd., S. 32-35.

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