Ein neuer Schwerpunkt: Gemeinsam gegen die Klimakrise: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 10: | Zeile 10: | ||
==Ein neuer Schwerpunkt: Die sozialökologische Transformation== | ==Ein neuer Schwerpunkt: Die sozialökologische Transformation== | ||
[[Datei:Verbandsmagazin 06 2019 Cover.jpg| | [[Datei:Verbandsmagazin 06 2019 Cover.jpg|400px|mini|rechts|<center>„Nachhaltig paritätisch“: Klimaschutz und sozialökologische Transformation sind ab 2019 ein klarer Schwerpunkt des Paritätischen in Bayern und ganz Deutschland Im Juni macht der Verband das zum Titelthema.</center>]] | ||
In den 2010er Jahren gibt es ein Umdenken im Paritätischen in Bayern. Der Auslöser: Die Dringlichkeit, den menschengemachten Klimawandel aktiv zu bekämpfen, kommt im Bewusstsein der Menschen in Deutschland angekommen. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris verständigen sich im Dezember 2015 197 Staaten auf ein gemeinsames Klimaschutzabkommen. Aber: Das Abkommen von Paris enthält zwar klare Ziele, es ist aber nicht rechtlich bindend. Die Umsetzung bleibt den einzelnen Staaten überlassen. Das löst bald eine internationale Protestbewegung aus. Die wöchentlichen „Fridays for Future“-Proteste finden bald auch in Bayern statt. In Nürnberg kommen am 24. Januar 2019 zum Beispiel 400 junge Menschen vor dem Rathaus zusammen, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Ihr Motto: „Wir sind viele, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“.<ref>BUND Naturschutz in Bayern e.V.: Pressemitteilung vom 24.1.2019 (https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/fridays-for-future-1, aufgerufen 28.5.2024).</ref> | In den 2010er Jahren gibt es ein Umdenken im Paritätischen in Bayern. Der Auslöser: Die Dringlichkeit, den menschengemachten Klimawandel aktiv zu bekämpfen, kommt im Bewusstsein der Menschen in Deutschland angekommen. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris verständigen sich im Dezember 2015 197 Staaten auf ein gemeinsames Klimaschutzabkommen. Aber: Das Abkommen von Paris enthält zwar klare Ziele, es ist aber nicht rechtlich bindend. Die Umsetzung bleibt den einzelnen Staaten überlassen. Das löst bald eine internationale Protestbewegung aus. Die wöchentlichen „Fridays for Future“-Proteste finden bald auch in Bayern statt. In Nürnberg kommen am 24. Januar 2019 zum Beispiel 400 junge Menschen vor dem Rathaus zusammen, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Ihr Motto: „Wir sind viele, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“.<ref>BUND Naturschutz in Bayern e.V.: Pressemitteilung vom 24.1.2019 (https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/fridays-for-future-1, aufgerufen 28.5.2024).</ref> | ||
Version vom 7. Juni 2024, 10:58 Uhr
Der Paritätische in Bayern hat sich über viele Jahre wenig mit den Themen Umwelt und Klima beschäftigt. Das ändert sich, als die Klimaschutzbewegung ab 2019 an Fahrt aufnimmt. So entsteht ein neuer Schwerpunkt für den Verband.
Umwelt- und Naturschutz sind lange kaum Thema
1970 wird Bayern zum Vorreiter des Umweltschutzes: Mit dem Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen entsteht hier das erste Umweltministerium Europas. Nirgendwo sonst gibt es zu dieser Zeit so eine Institution.[1] Es ist eine Zeit gesellschaftlicher Veränderung. Viele Menschen gehen auf die Straße, engagieren sich. Das betrifft auch den Paritätischen in Bayern. Phänomene wie die neue Selbsthilfebewegung verändern den Verband. Was ihn nicht betrifft, ist die Umweltbewegung, die jetzt ebenfalls entsteht. Kein Wunder: Von vielen wird Umweltschutz und Ökoaktivismus zu dieser Zeit nicht als etwas Soziales verstanden. Sie denken: Es geht dabei um Pflanzen und Tiere, nicht um Menschen.
Dabei gibt es Überschneidungen: Die Neue Frauenbewegung ist eng mit der Umweltbewegung verknüpft.[2] Frauen, die sich selbst als Ökofeministinnen verstehen, gibt es auch in den Mitgliedsorganisationen des Paritätischen in Bayern. Ein Beispiel dafür ist die Psychologin Polina Hilsenbeck. Das Projekt Retex - Werkstatt für textiles Recycling bietet Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ab 1987 eine Arbeitsmöglichkeit: „Die in Regensburg ansässige Firma stellt in einer Weberei Woll- und Fleckerlteppiche nach Kundenwünschen her. In einer Näherei wird unter eigenem Namen Kinder- und Puppenkleidung hergestellt. Daneben werden Lohnaufträge für die Industrie ausgeführt.“[3] Dabei werden in der Anfangszeit Stoffreste und -abfälle als Material verwendet. Es wird also – ganz dem Namen entsprechend – Recycling betrieben. Die alten Stoffe werden zu etwas Neuem verarbeitet und so weiter genutzt. Aber: Um Kleidung zu produzieren, die möglichst hochwertig ist und aktuellen Modetrends entspricht, wird schon nach kurzer Zeit kein Recycling-Material mehr für die Produktion von Kleidung bei Retex verwendet. Der Hintergrund: Der Schwerpunkt des Projekts liegt nicht auf der Nachhaltigkeit, sondern auf der Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Alles andere ist zweitrangig.[4]
Die einzigen Mitgliedsorganisationen des Paritätischen in Bayern, die sich aktiv mit Umweltschutz beschäftigen, sind Kindergärten. Ende der 1980er Jahre sind einige von ihnen im Bereich „Umwelterziehung“ tätig: Sie „beteiligen sich an der Vermittlung von ‚bewusstem Umweltverhalten‘ von Kindern und Eltern. Auf Fortbildungstreffen berichten Erzieher von ihrer Beteiligung an Umweltaktionen und -demonstrationen, von Versuchen, im Alltag zusammen mit den Kindern um den Schutz und die Pflege von Boden, Luft, Wasser, Pflanzen und Tieren besorgt zu sein. Sie sensibilisieren die Kinder für ein achtsames Verhalten bei Spiel und Freizeit und versuchen über die Öffnung des Kindergartens Einfluss zu nehmen auf die ganze Familie.“[5]
Ein neuer Schwerpunkt: Die sozialökologische Transformation
In den 2010er Jahren gibt es ein Umdenken im Paritätischen in Bayern. Der Auslöser: Die Dringlichkeit, den menschengemachten Klimawandel aktiv zu bekämpfen, kommt im Bewusstsein der Menschen in Deutschland angekommen. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris verständigen sich im Dezember 2015 197 Staaten auf ein gemeinsames Klimaschutzabkommen. Aber: Das Abkommen von Paris enthält zwar klare Ziele, es ist aber nicht rechtlich bindend. Die Umsetzung bleibt den einzelnen Staaten überlassen. Das löst bald eine internationale Protestbewegung aus. Die wöchentlichen „Fridays for Future“-Proteste finden bald auch in Bayern statt. In Nürnberg kommen am 24. Januar 2019 zum Beispiel 400 junge Menschen vor dem Rathaus zusammen, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Ihr Motto: „Wir sind viele, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“.[6]
Der Paritätische unterstützt die neue Bewegung – nicht nur in Bayern, sondern deutschlandweit. Der Paritätische Gesamtverband veröffentlicht am 1. Oktober 2019 ein Grundsatzpapier. Darin wird erklärt, wie sich der Verband die „sozial-ökologische Wende“ vorstellt, die er jetzt fordert: „Um den Klimawandel zu stoppen, bedarf es der Anstrengung der gesamten Gesellschaft. […] Eine effektive Klimaschutzpolitik wird notgedrungen mit spürbaren Einschränkungen und Belastungen verbunden sein und erfordert zugleich eine breite gesellschaftliche Zustimmung. Diese wird nicht zu gewinnen sein, wenn ein großer Teil der Bevölkerung ohnehin soziale Abstiegsängste hat, den eigenen Status als prekär erlebt und sich um die Zukunft sorgt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik ist daher ein zuverlässiger Sozialstaat, der den Menschen soziale Sicherheit garantiert, sodass sich jede*r ein klimafreundliches Leben leisten kann. Je mehr Gleichheit eine Gesellschaft in der Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten aufweist, umso leichter wird ihr eine anspruchsvolle Klimapolitik fallen. Daher ist die ökologische Transformation nur als eine sozial-ökologische denkbar.“
Konkrete Anstrengungen auch in Bayern
Der Paritätische und der Klimaschutz – das gehört von nun an zusammen, auch in Bayern. Wie genau das funktioniert, muss erst einmal vermittelt werden. Auf einer Pressekonferenz im August 2021 erklärt Verbandsvorständin Margit Berndl: „Ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist für uns als Wohlfahrtsverband nicht unsere Kernkompetenz. [...] Warum beschäftigt sich der Paritätische als Wohlfahrtsverband mit dem Thema und geht damit an die Öffentlichkeit? Zum einen, weil wir Verantwortung für klimaschonendes Handeln und Wirtschaften tragen. Weil wir selbst einen Beitrag leisten können und müssen. [...] Zum anderen, weil wir als Wohlfahrtsverband eine zentrale Funktion für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Hier haben wir unsere Kernkompetenz.“[7] Die Pressekonferenz veranstaltet der Paritätische in Bayern gemeinsam mit dem BUND Naturschutz in Bayern e.V. Mit dem arbeitet der Paritätische in Bayern von jetzt an zusammen.
Der Klimaschutz wird zu einem Schwerpunktthema des Paritätischen in Bayern. Zum Beispiel in Mittelfranken, wo unter dem Motto „Pari goes green“ Mitgliedsorganisationen dazu angeregt werden, ihre Arbeit nachhaltiger zu gestalten: Mit Recycling-Papier, Kompostieren von Biomüll oder Regionalität im Catering.[8] In Zukunft will der Paritätische in Bayern weiter mit kleinen und großen Projekten die sozialökologische Transformation einläuten.
Quellen und Literatur
Quellen:
- Berndl Statement 05. August 2021 gemeinsame PK mit BUND und Paritätischer. [finale Quellenangabe folgt]
- BUND Naturschutz in Bayern e.V.: Pressemitteilung vom 24.1.2019 (https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/fridays-for-future-1, aufgerufen 28.5.2024).
- Cramer, Hanna: Kindergärten – Mitgliedsorganisationen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Landesverband Bayern (DPWV), in: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hg): 150 Jahre Kindergartenwesen in Bayern. Festschrift anlässlich der 150-Jahrfeier der von König Ludwig I. genehmigten „Bestimmungen, die die Einrichtung von Kinderbewahranstalten betreffen“, München 1989, S. 145—154.
- Schulz, Joachim: Berufliche Wiedereingliederung psychisch behinderter Menschen. Hilfe für psychisch Behinderte: Das Projekt Retex - Werkstatt für textiles Recycling, Regensburg, in: Bayerischer Wohlfahrtsdienst (1989) Heft 8/9, S. 90 f.
Literatur:
- Bauhardt, Christine: FrauenUmweltbewegungen, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv (https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/frauenumweltbewegungen aufgerufen 3.6.2024).
- Hasenöhr, Ute: Natur- und Umweltschutz (nach 1945), in: Historisches Lexikon Bayerns (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Natur-_und_Umweltschutz_(nach_1945), aufgerufen 3.6.2024).
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Hasenöhr, Ute: Natur- und Umweltschutz (nach 1945), in: Historisches Lexikon Bayerns (https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Natur-_und_Umweltschutz_(nach_1945), aufgerufen 3.6.2024).
- ↑ Vgl. Bauhardt, Christine: FrauenUmweltbewegungen, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv (https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/frauenumweltbewegungen aufgerufen 3.6.2024).
- ↑ Schulz, Joachim: Berufliche Wiedereingliederung psychisch behinderter Menschen. Hilfe für psychisch Behinderte: Das Projekt Retex - Werkstatt für textiles Recycling, Regensburg, in: Bayerischer Wohlfahrtsdienst (1989) Heft 8/9, S. 90 f.
- ↑ Vgl. ebd.
- ↑ Cramer, Hanna: Kindergärten – Mitgliedsorganisationen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Landesverband Bayern (DPWV), in: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hg): 150 Jahre Kindergartenwesen in Bayern. Festschrift anlässlich der 150-Jahrfeier der von König Ludwig I. genehmigten „Bestimmungen, die die Einrichtung von Kinderbewahranstalten betreffen“, München 1989, S. 150.
- ↑ BUND Naturschutz in Bayern e.V.: Pressemitteilung vom 24.1.2019 (https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/fridays-for-future-1, aufgerufen 28.5.2024).
- ↑ Berndl Statement 05. August 2021 gemeinsame PK mit BUND und Paritätischer. [finale Quellenangabe folgt]
- ↑ Interne Dokumentation des Paritätischen in Bayern.
Debug data: