Aus der Drogenhilfe zum Verbandsvorsitzenden: Alexander Eberth: Unterschied zwischen den Versionen

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==Auf dem Weg zum Rechtsanwalt==
==Auf dem Weg zum Rechtsanwalt==


Alexander Eberth wird am 22. Oktober 1944 in Lindau am Bodensee geboren. Nach der Schule studiert er Rechtswissenschaften in München und Berlin. Auch sein Vater ist Rechtsanwalt. In München macht Alexander Eberth eine schicksalhafte Bekanntschaft: „Ich war 27, hatte gerade einen Fall mit einem Ausreißer und habe einen Sozialarbeiter um Rat gefragt,“ wird er sich später erinnern. Dieser Sozialarbeiter ist „gerade dabei, einen Verein zur Drogenprävention zu gründen.“ Alexander Eberth ist sofort interessiert. Der junge Anwalt weiß, wie schwer es für Eltern ist, Hilfe zu bekommen, wenn ihre Kinder Drogen nehmen. Er kennt das Problem aus seinem Freundeskreis. Alexander Eberth schreibt die Satzung für den neuen Verein. Ein Jahr später hat der Jurist sein Zweites Staatsexamen in der Tasche.
Alexander Eberth wird am 22. Oktober 1944 in Lindau am Bodensee geboren. Nach der Schule studiert er Rechtswissenschaften in München und Berlin. Auch sein Vater ist Rechtsanwalt. In München macht Alexander Eberth eine schicksalhafte Bekanntschaft: „Ich war 27, hatte gerade einen Fall mit einem Ausreißer und habe einen Sozialarbeiter um Rat gefragt,“ wird er sich später erinnern.<ref>Vgl. Burtscheidt, Christine: Alexander Eberth. Vorsitzender on condrobs und Rechtsanwalt, in: Süddeutsche Zeitung (1991). Online einsehbar unter: https://www.condrobs.de/aktuelles/50-geschichten-ein-sz-portraet/ (Letzter Zugriff: 06.05.2024).</ref> Dieser Sozialarbeiter ist „gerade dabei, einen Verein zur Drogenprävention zu gründen.“<ref>Ebd.</ref> Alexander Eberth ist sofort interessiert. Der junge Anwalt weiß, wie schwer es für Eltern ist, Hilfe zu bekommen, wenn ihre Kinder Drogen nehmen. Er kennt das Problem aus seinem Freundeskreis.<ref>Vgl. ebd.</ref> Alexander Eberth schreibt die Satzung für den neuen Verein. Ein Jahr später hat der Jurist sein Zweites Staatsexamen in der Tasche.<ref>Vgl. O.A.: Eberth, Alexander, in: Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819. Person im Detail. Online einsehbar unter: https://www.bavariathek.bayern/medien-themen/portale/geschichte-des-bayerischen-parlaments/person/109809815 (Letzter Zugriff: 06.05.2024).</ref>


==Eine ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch''==
==Eine ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch''==


Mit der Gründung 1971 wird Alexander Eberth Geschäftsführer der ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch''. Räume für eine Beratungsstelle zu bekommen ist nicht leicht. Drogen werden von vielen Menschen in der Bundesrepublik mit jugendlicher Protestkultur und Verwahrlosung verbunden. Auch die Gesetze werden immer strenger. Die Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch profitiert von Alexander Eberth. Ihm wird gesagt: „Sie als Jurist, das macht einen guten Eindruck.“
Mit der Gründung 1971 wird Alexander Eberth Geschäftsführer der ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch''. Räume für eine Beratungsstelle zu bekommen ist nicht leicht. Drogen werden von vielen Menschen in der Bundesrepublik mit jugendlicher Protestkultur und Verwahrlosung verbunden. Auch die Gesetze werden immer strenger.<ref>Vgl. Schmidt-Semisch, Henning: Von der Abstinenz zur Akzeptanz. Wegmarken der deutschen Drogenpolitik und Suchthilfe, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2020) Heft 49/50, S. 26.</ref> Die ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch'' profitiert von Alexander Eberth. Ihm wird gesagt: „Sie als Jurist, das macht einen guten Eindruck.“<ref>Vgl. Burtscheidt: Alexander Eberth.</ref>


Die ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch'' ist bald eine wichtige Mitgliedsorganisation des Paritätischen in Bayern. 1973 wird Alexander Eberth in den Vorstand des Verbands gewählt. Sein Verein heißt ab 1976 ''Condrobs'': „Con“ steht für das Miteinander und für die Konradstraße in München-Schwabing. Hier hat der Verein seine erste Beratungsstelle eröffnet. „Drobs“ ist eine Abkürzung für „Drogenberatungsstelle.“
Die ''Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch'' ist bald eine wichtige Mitgliedsorganisation des Paritätischen in Bayern. 1973 wird Alexander Eberth in den Vorstand des Verbands gewählt.<ref>O. A.: Jahresversammlung des DPWV-Bayern, in: DPWV-Nachrichten (1973) Heft 3, S. 36.</ref> Sein Verein heißt ab 1976 ''Condrobs'': „Con“ steht für das Miteinander und für die Konradstraße in München-Schwabing. Hier hat der Verein seine erste Beratungsstelle eröffnet. „Drobs“ ist eine Abkürzung für „Drogenberatungsstelle.“<ref>O. A.: Chronik 1971-2021, in: 50 Jahre Condrobs. Online einsehbar unter: https://www.condrobs.de/50-jahre-condrobs/ (Letzter Zugriff am 07.05.2024).</ref>


==Eine einflussreiche Persönlichkeit==
==Eine einflussreiche Persönlichkeit==


In den 1980er Jahren werden HIV und Aids zu einem wichtigen Thema von ''Condrobs''. Der Verein leistet Pionierarbeit, indem er früh Möglichkeiten zur Beratung und Therapie fördert. Alexander Eberth organisiert für den Paritätischen in Bayern eine Studienreise, bei der „Informationen über Prävention und die psychosoziale Betreuung von HIV- und AIDS-Patienten“ gesammelt werden. Dass das Thema jetzt im Verband viel Aufmerksamkeit bekommt, ebnet auch [[Ein steiniger Weg zur Akzeptanz: Queerer Aktivismus im Paritätischen in Bayern|homosexuellen Menschen]] den Weg in den Paritätischen in Bayern.
In den 1980er Jahren werden HIV und Aids zu einem wichtigen Thema von ''Condrobs''. Der Verein leistet Pionierarbeit, indem er früh Möglichkeiten zur Beratung und Therapie fördert.<ref>O. A.: Con-Drobs legt Erfahrungsbericht 1986 vor, in: parität aktuell (1987) Nr. 3, o. S.</ref> Alexander Eberth organisiert für den Paritätischen in Bayern eine Studienreise, bei der „Informationen über Prävention und die psychosoziale Betreuung von HIV- und AIDS-Patienten“ gesammelt werden.<ref>BayHSTA, MArb 4176, Schreiben von Bernhard Uffrecht an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, 8.9.1988.</ref> Dass das Thema jetzt im Verband viel Aufmerksamkeit bekommt, ebnet auch [[Ein steiniger Weg zur Akzeptanz: Queerer Aktivismus im Paritätischen in Bayern|homosexuellen Menschen]] den Weg in den Paritätischen in Bayern.


Alexander Eberth ist mit Mitte 40 seit knapp 20 Jahren im Vorstand des Paritätischen in Bayern. Er hat sich in dieser Zeit einen Namen gemacht. 1990 wird er zum Vorsitzenden des Verbands gewählt. Das kommt überraschend. Es ist [[Ein Einschnitt im „kulturellen Gedächtnis der Organisation“: Die Krise und Umstrukturierung des Paritätischen in Bayern|eine turbulente Zeit]] für den Paritätischen in Bayern.
Alexander Eberth ist mit Mitte 40 seit knapp 20 Jahren im Vorstand des Paritätischen in Bayern. Er hat sich in dieser Zeit einen Namen gemacht. 1990 wird er zum Vorsitzenden des Verbands gewählt.<ref>O. A.: Neuer Vorstand und neue Geschäftsführung, in: DPWV-Nachrichten (1990) Heft 12, S. 176.</ref> Das kommt überraschend.<ref>Zeitzeuginnengespräch mit Gabriele Krommer am 29. Januar 2024.</ref> Es ist [[Ein Einschnitt im „kulturellen Gedächtnis der Organisation“: Die Krise und Umstrukturierung des Paritätischen in Bayern|eine turbulente Zeit]] für den Paritätischen in Bayern.


1999 wird Alexander Eberth – wieder überraschend – von [[Heinz-Dieter Zimmermann]] als neuem Vorsitzenden abgelöst. Condrobs ist mittlerweile eine große Organisation mit Einrichtungen und Angeboten in ganz Bayern. Über den Verein bleibt Alexander Eberth Teil des Paritätischen. Bei Condrobs sitzt er bis heute im Aufsichtsrat.
1999 wird Alexander Eberth – wieder überraschend – von [[Begleiter durch die Verbandskrise: Heinz-Dieter Zimmermann|Heinz-Dieter Zimmermann]] als neuem Vorsitzenden abgelöst. Condrobs ist mittlerweile eine große Organisation mit Einrichtungen und Angeboten in ganz Bayern. Über den Verein bleibt Alexander Eberth Teil des Paritätischen. Bei Condrobs sitzt er bis heute im Aufsichtsrat.


==Quellen und Literatur==
==Quellen und Literatur==
 
'''Quellen:'''
*Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MArb 4176, Schreiben von Bernhard Uffrecht an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, 8.9.1988.
*Burtscheidt, Christine: Alexander Eberth. Vorsitzender on condrobs und Rechtsanwalt, in: Süddeutsche Zeitung (1991) (https://www.condrobs.de/aktuelles/50-geschichten-ein-sz-portraet/, aufgerufen 6.5.2024).
*O. A.: Jahresversammlung des DPWV-Bayern, in: DPWV-Nachrichten (1973) Heft 3, S. 36.
*O. A.: Con-Drobs legt Erfahrungsbericht 1986 vor, in: parität aktuell (1987) Nr. 3, o. S.
*O. A.: Neuer Vorstand und neue Geschäftsführung, in: DPWV-Nachrichten (1990) Heft 12, S. 176.
*O.A.: Eberth, Alexander, in: Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819 (https://www.bavariathek.bayern/medien-themen/portale/geschichte-des-bayerischen-parlaments/person/109809815 (aufgerufen 6.5.2024).
*O. A.: Chronik 1971-2021, in: 50 Jahre Condrobs (https://www.condrobs.de/50-jahre-condrobs/, aufgerufen 7.5.2024).
*Zeitzeuginnengespräch mit Gabriele Krommer am 29. Januar 2024.
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'''Literatur:'''
*Schmidt-Semisch, Henning: Von der Abstinenz zur Akzeptanz. Wegmarken der deutschen Drogenpolitik und Suchthilfe, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2020) Heft 49/50, S. [nachtragen].
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==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Version vom 7. Juni 2024, 08:21 Uhr

Alexander Eberth weiß, was er will. Der Rechtsanwalt gründet in den 1970er Jahren Condrobs mit und macht den Verein zu einer wichtigen Institution der Drogenhilfe in Bayern. Den Paritätischen in Bayern begleitet Alexander Eberth neun Jahre lang als Vorsitzender durch eine schwierige Zeit.

Auf dem Weg zum Rechtsanwalt

Alexander Eberth wird am 22. Oktober 1944 in Lindau am Bodensee geboren. Nach der Schule studiert er Rechtswissenschaften in München und Berlin. Auch sein Vater ist Rechtsanwalt. In München macht Alexander Eberth eine schicksalhafte Bekanntschaft: „Ich war 27, hatte gerade einen Fall mit einem Ausreißer und habe einen Sozialarbeiter um Rat gefragt,“ wird er sich später erinnern.[1] Dieser Sozialarbeiter ist „gerade dabei, einen Verein zur Drogenprävention zu gründen.“[2] Alexander Eberth ist sofort interessiert. Der junge Anwalt weiß, wie schwer es für Eltern ist, Hilfe zu bekommen, wenn ihre Kinder Drogen nehmen. Er kennt das Problem aus seinem Freundeskreis.[3] Alexander Eberth schreibt die Satzung für den neuen Verein. Ein Jahr später hat der Jurist sein Zweites Staatsexamen in der Tasche.[4]

Eine Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch

Mit der Gründung 1971 wird Alexander Eberth Geschäftsführer der Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch. Räume für eine Beratungsstelle zu bekommen ist nicht leicht. Drogen werden von vielen Menschen in der Bundesrepublik mit jugendlicher Protestkultur und Verwahrlosung verbunden. Auch die Gesetze werden immer strenger.[5] Die Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch profitiert von Alexander Eberth. Ihm wird gesagt: „Sie als Jurist, das macht einen guten Eindruck.“[6]

Die Elterninitiative gegen Drogenmissbrauch ist bald eine wichtige Mitgliedsorganisation des Paritätischen in Bayern. 1973 wird Alexander Eberth in den Vorstand des Verbands gewählt.[7] Sein Verein heißt ab 1976 Condrobs: „Con“ steht für das Miteinander und für die Konradstraße in München-Schwabing. Hier hat der Verein seine erste Beratungsstelle eröffnet. „Drobs“ ist eine Abkürzung für „Drogenberatungsstelle.“[8]

Eine einflussreiche Persönlichkeit

In den 1980er Jahren werden HIV und Aids zu einem wichtigen Thema von Condrobs. Der Verein leistet Pionierarbeit, indem er früh Möglichkeiten zur Beratung und Therapie fördert.[9] Alexander Eberth organisiert für den Paritätischen in Bayern eine Studienreise, bei der „Informationen über Prävention und die psychosoziale Betreuung von HIV- und AIDS-Patienten“ gesammelt werden.[10] Dass das Thema jetzt im Verband viel Aufmerksamkeit bekommt, ebnet auch homosexuellen Menschen den Weg in den Paritätischen in Bayern.

Alexander Eberth ist mit Mitte 40 seit knapp 20 Jahren im Vorstand des Paritätischen in Bayern. Er hat sich in dieser Zeit einen Namen gemacht. 1990 wird er zum Vorsitzenden des Verbands gewählt.[11] Das kommt überraschend.[12] Es ist eine turbulente Zeit für den Paritätischen in Bayern.

1999 wird Alexander Eberth – wieder überraschend – von Heinz-Dieter Zimmermann als neuem Vorsitzenden abgelöst. Condrobs ist mittlerweile eine große Organisation mit Einrichtungen und Angeboten in ganz Bayern. Über den Verein bleibt Alexander Eberth Teil des Paritätischen. Bei Condrobs sitzt er bis heute im Aufsichtsrat.

Quellen und Literatur

Quellen:


Literatur:

  • Schmidt-Semisch, Henning: Von der Abstinenz zur Akzeptanz. Wegmarken der deutschen Drogenpolitik und Suchthilfe, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2020) Heft 49/50, S. [nachtragen].


Einzelnachweise

  1. Vgl. Burtscheidt, Christine: Alexander Eberth. Vorsitzender on condrobs und Rechtsanwalt, in: Süddeutsche Zeitung (1991). Online einsehbar unter: https://www.condrobs.de/aktuelles/50-geschichten-ein-sz-portraet/ (Letzter Zugriff: 06.05.2024).
  2. Ebd.
  3. Vgl. ebd.
  4. Vgl. O.A.: Eberth, Alexander, in: Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819. Person im Detail. Online einsehbar unter: https://www.bavariathek.bayern/medien-themen/portale/geschichte-des-bayerischen-parlaments/person/109809815 (Letzter Zugriff: 06.05.2024).
  5. Vgl. Schmidt-Semisch, Henning: Von der Abstinenz zur Akzeptanz. Wegmarken der deutschen Drogenpolitik und Suchthilfe, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2020) Heft 49/50, S. 26.
  6. Vgl. Burtscheidt: Alexander Eberth.
  7. O. A.: Jahresversammlung des DPWV-Bayern, in: DPWV-Nachrichten (1973) Heft 3, S. 36.
  8. O. A.: Chronik 1971-2021, in: 50 Jahre Condrobs. Online einsehbar unter: https://www.condrobs.de/50-jahre-condrobs/ (Letzter Zugriff am 07.05.2024).
  9. O. A.: Con-Drobs legt Erfahrungsbericht 1986 vor, in: parität aktuell (1987) Nr. 3, o. S.
  10. BayHSTA, MArb 4176, Schreiben von Bernhard Uffrecht an das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, 8.9.1988.
  11. O. A.: Neuer Vorstand und neue Geschäftsführung, in: DPWV-Nachrichten (1990) Heft 12, S. 176.
  12. Zeitzeuginnengespräch mit Gabriele Krommer am 29. Januar 2024.

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